Legen Sie, bevor Sie das Pferd holen, eine weiche Bürste an den Zaun, um nach erfolgreicher Arbeit den ersten Kontakt aufzunehmen. Das Rund sollte stabil eingezäunt sein, damit das Pferd gar nicht erst in die Versuchung kommt, zu flüchten. Gehen Sie hinein, wenden das Pferd, schließen das Tor, gehen sie zur Mitte und lösen Sie vollkommen ruhig und emotionslos den Strick, ohne große Gesten. Selbst wenn das Pferd in der Vergangenheit diesen Moment stets genutzt hat um wild bockend und hastig von Ihnen wegzukommen, bleiben Sie ruhig! Lösen Sie den Strick und gehen Sie 2,3 Schritte rückwärts weg vom Pferd. Schaffen Sie Distanz und schauen Sie dabei das Pferd immer an! Springt es, wie bisher auch, hektisch weg, bleiben Sie gelassen, denn mal ehrlich, das war doch zu erwarten! Warum also aufregen? Bleiben Sie in der Mitte stehen, lassen Sie das Pferd laufen, sprechen Sie beruhigend mit ihm. Folgen Sie ihm auf Höhe der Kruppe in einem kleinen Kreis, aber bewahren Sie Abstand, es ist zu Ihrem eigenen Schutz. Läuft das Pferd z.B. links herum, gehen Sie nach ein paar Runden her und überqueren Sie das Rund auf geradem Weg, gehen Sie dem Pferd also entgegen. Sobald das Pferd Anstalten macht, die Richtung zu wechseln, loben Sie mit der Stimme und folgen Sie ihm wieder. Sollte das Tier versuchen zwischen Ihnen und dem Zaun „mit Gewalt" hindurchzukommen, lassen Sie sich nicht beirren, gehen Sie weiter auf den Zaun zu, wedeln Sie mit der mitgebrachten Gerte, die in diesem Moment lediglich dazu dient, Ihren Radius zu vergrößern. Gehen Sie aufrecht und bewusst, schauen Sie das Tier an. Wenn es nun kurz vor Ihnen wendet oder aber zumindest einen Bogen um Sie herum macht, seien Sie zufrieden: Es hat Ihre Privatssphäre geachtet und ist ausgewichen. Atmen Sie tief durch und starten Sie einen neuen Versuch. Ich versichere Ihnen, wenn sie sich in lockerer Anspannung, Konzentration und Aufmerksamkeit gepaart mit Konsequenz bewegen, versteht ihr Pferd sehr bald, was sie von ihm wollen und wird auf Ihre Bewegungen immer schneller reagieren, bald reicht schon ein Schritt zur Mitte und das Wechseln der Gerte von der einen in die andere Hand und das Tier ändert die Richtung. Hat das geklappt, beenden Sie die erste „ Stunde ". Bleiben Sie in der Mitte stehen, ruhig, gelöst und rufen Sie ihr Pferd, damit es zu Ihnen kommt. Vergessen Sie nicht, sein Kommen mit einer kleinen Leckerei zu belohnen! Nehmen Sie es an den Strick, kraulen Sie ihm den Mähnenkamm mit sanftem Druck, fahren Sie über die Wirbelsäule. Bleibt Ihr Pferd entspannt? Sehr gut! Es akzeptiert Ihre Nähe und Berührung und das wird jedes Mal besser werden! Bringen Sie ihr Pferd wieder auf die Weide und seien Sie auch hier darauf bedacht, dass Sie den Moment bestimmen, wann ihr Pferd losgehen darf. Sie schließen das Weidetor, gehen ein Stück auf die Weide, wenden sich dem Pferd zu, lösen ohne groß Aufhebens darum zu machen den Strick und gehen sie ein Stuck rückwärts, mit Blick auf das Pferd. Wie vorhin im Rund. Und seien Sie nicht allzu enttäuscht, wenn das Pferd freudig bockend davonstürmt. Allein, dass es gewartet hat, nicht losgerannt ist, bevor der Strick ganz gelöst war und Sie sich zuerst entfernt haben, ist ein enormer Erfolg. Gehen Sie nach Hause und führen Sie Buch. Schreiben Sie alles auf. Wirklich alles. Ehrlich und sachlich. Eines Tages werden Sie die Aufzeichnungen wieder zur Hand nehmen und mit einem Lächeln lesen. Versprochen.
Sind nach einiger Zeit die ersten zarten Erfolge im Holen und frei Laufen lassen gefestigt, kommt das Führen. Ein Pferd soll uns nicht ständig in die Waden rennen, uns anrempeln, an uns vorbeistürmen oder auf die Füße treten. All diese Verhaltensweisen sind zum einen Ungezogenheit und der ganz deutliche Hinweis: Du Mensch, geh mir aus dem Weg, ist mir egal wenn ich dir weh tu! Das kann und darf nicht sein. Zum gesunden Sozialverhalten gehört auch, dass man aufeinander Acht gibt. Das gilt auch für unseren Schützling. Er kann auch einen Herdengenossen nicht einfach anrempeln, wie er grad lustig ist. Hier ist nun also Konsequenz gefragt. Wir nehmen das Pferd am Strick. Es sollte ein langer sein, so ca. 2m mindestens. Das Pferd soll mit dem Kopf auf Höhe unserer Schulter gehen. Oft sieht man, dass der Mensch auf Höhe der Schulter des Pferdes geht, doch ist dies der Platz den das Fohlen neben der Stute einnimmt, also die rangniedrigste Stellung! Wir ziehen nicht am Strick, das ist einzelnen Signalen vorbehalten. Ständiges Rupfen und Zupfen stumpft ab, sei es am Zügel, mit dem Schenkel oder am Strick! Also hängt auch das erste Stück nach dem Halfter durch, es ist ca. eine Armlänge lang. Mit der zweiten Hand nehmen wir das andere Ende vom Strick. Die Hand nahe dem Halfter ist die Führhand. Wir halten sie vor die Nase des Pferdes, egal ob wir geradeaus oder eine Wendung gehen. Bedingt durch den lockeren Strick ist es uns möglich, selbst einen kleinen Abstand zum Pferd zu halten, und schon dadurch sind unsere Füße aus dem direkten Trittbereich heraus. Wir gehen los, die Hand vor den Nüstern, bekräftigen das Losgehen mit einen Kommando. Wir gehen ruhig und gelassen, versuchen, auf keinen Fall unnötig am Strick zu ziehen, es sei denn, das Pferd schaut sonst wo hin, dann einen kleinen Ruck, das Pferd ansprechen und bei Erfolg sofort mit der Stimme loben. Wir gehen links vom Pferd und wollen nach rechts abbiegen, ohne daraus einen Konflikt zu machen... Wie? Wir gehen mit der Führhand vor der Nase deutlich nach rechts, und folgen mit dem Körper unserer eigenen Hand, darauf bedacht, die Stellung beizubehalten, also das Pferd nicht vorgehen zu lassen. Sollte das Pferd nicht gleich weichen, weitergehen! Das ist die Sprache, die Pferde verstehen! Notfalls das Pferd „anrempeln ", denn es soll uns Platz machen, auf uns achten. Aber nicht wild und wütend, sondern sachlich aber konsequent. Die Ruhe machts. Die Linkswendung ist, stehen wir links, etwas einfacher, aber auch hier ist darauf zu achten, dass wir das Pferd nicht am Strick rumziehen, sonden dass die Führhand einen Bogen nach links beschreibt und wir dieser folgen. Um die Führseite zu wechseln, müssen wir, zumindest in diesem Anfangsstadium, das Pferd anhalten. Wir gehen geradeaus, verlangsamen den Schritt, die Führhand geht auf Nasenrückenhöhe hoch, wir geben das Kommando zum Halten und bleiben selbst stehen. Auch wenn das Pferd noch einen Schritt mehr macht, bleiben Sie stehen! Hand hoch, Kommando wiederholen. Ruhig und gelassen. Das Pferd steht, die Hand senkt sich langsam. Wir loben das Pferd mit Stimme, eventuell mit einem Kraulen am Mähnenkamm. Dann gehen wir langsam um das Pferd herum (um den Kopf, wohlgemerkt), sortieren uns und den Strick neu. Für viele ist es das erste mal, dass sie ein Pferd von rechts führen und sind dementsprechend sehr mit sich selbst beschäftigt. Nehmen Sie sich deshalb, sollte dies der Fall sein, nicht zuviel vor. Eine gute Runde, ein gutes Halten, das soll dann fürs erste genügen, denn die Übung macht den Meister! Wir bewegen uns genau wie auf der linken Seite. Da viele Pferde immer mir von links geführt wurden, ist es auch für sie neu und sie versuchen nicht selten, sich auf die linke Seite „zu schmuggeln". Sie trödeln etwas, lassen sich zurückfallen., und rums., sind sie links. Das tun sie nur, weil sie es nicht anders kennen und auch sie diese neue Sache unsicher macht.

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Wer sich weiterbildet, sieht manches plötzlich etwas anders.
Soll heißen:
Einige Aussagen in meinem Buchversuch müssen dringend überarbeitet werden.
Daher: es gibt erstmal keine neuen Auszüge.
Vielen Dank fürs Verständnis! |
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