Über das Thema Bodenarbeit, Körpersprache und Dominaz existieren unzählige Bücher. Viele Aussagen ähneln sich oder wiederholen sich gar. Ich bin eine ausgesprochene Leseratte und habe mir sehr viel Literatur in diesem Bereich zu Gemüte geführt. Sollte ich, trotz aller Bemühungen, eine Aussage gleich oder sehr ähnlich eines vorhandenen Werkes machen, so ist das keine Absicht! Ich habe meine eigenen Ansichten, die durchaus gefestigt sind! Vielen Dank für Euer Verständnis!




Die Reise
Die Reise beginnt, wie jede andere auch, mit Koffer packen. Was in den Koffer hineinkommt? Ganz einfach: alles, was bisher im Umgang mit Pferden für uns gültig war, "was halt immer schon so gemacht wurde", alte Ansichten, Techniken, Vorurteile. Das ist sehr wichtig, um die Reise wirklich beginnen zu können! Denn nur, wenn wir bereit sind, wirklich und ernsthaft ganz von vorne anzufangen, die Gesamtsituation mal aus einem ganz anderen als dem bisherigen Blickwinkel zu betrachten, erst dann sind wir fähig, wirklich neue Erfahrungen zu machen und erst dann ist die Reise auch von Erfolg gekrönt.
Daß es nicht immer leicht ist, völlig unvoreingenommen zu sein, ist mir klar. Vor allem wenn bereits unschöne Dinge im Bezug auf das Pferd geschehen sind. Doch nur wenn wir den Kopf wirklich "leer" machen, kann sich das Herz neuen Mut fassen, kann die Hoffnung wieder wirken und können Fortschritte erzielt werden.
Wohin die Reise führt? Zu einem neuen Lebensabschnitt. Einem neuen Lebensgefühl. Einem neuen Werte-Gefüge und einer neuen Beziehung zu uns selbst und unserem Pferd!
Ach so, noch was: es muß nicht erst etwas passiert sein, damit man diese Reise beginnt! Besonders freue ich mich immer wieder über Menschen, die ohne "zwingenden Grund" sprich aus Verzweiflung, sondern aus Einsicht und Überzeugung diese großartige Reise antreten möchten!
Was genau so anders ist, an dieser Art des Umgangs mit Pferden? Es ist eigentlich eine uralte Technik, schon von Mönchen aufgeschrieben und perfektioniert: mittels Körpersprache mit dem Pferd kommunizieren! Es gibt inzwischen viele verschiedene Richtungen in diesem Gebiet. Und es ist zweifelsohne nicht leicht, hier das für sich selbst und das eigene Pferd passende herauszufinden. Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht: bei jedem "Guru" oder Entwickler einer bestimmten Technik fehlt mir irgendein Detail. So habe ich mir aus allen Varianten das für mich passende herausgefunden. Denn: so etwas einfach zu kopieren, geht nicht! Man muß mit ganzem Herzen dabeis ein, voll dahinter stehen, und davon überzeugt sein, nur dann kann sich Erfolg einstellen. Denn Kopien sind unecht. Und das wollen wir doch nicht mehr, unecht sein?! Wir möchten endlich echt, real und wir selber sein. Deshalb gebe ich auch immer nur Tipps und Hilfestellung. Den Weg ansich muß jeder Mensch selber gehen, seine ganz eigene Art finden, nur dann ist es echt, wahr und gut.
So halte ich es auch absolut für in Ordnung, wenn zu der Körpersprache auch gezielt die Sprache eingesetzt wird. Beispiel: das Pferd ist nervös und die Situation droht zu eskalieren. Wenn ich nun in tiefem, ruhigem Ton auf das Pferd "einrede", verändert sich meine Atmung, meine Haltung und somit meine Aussprache, denn: ich kann nicht super nervös sein und gleichzeitig ruhig und ausgeglichen sprechen Aber wie gesagt: gezielt. Nicht pausenlos auf das Tier einreden, das ist nicht gemeint. Bestimmte Übungen mit Stimm-Kommandos zu begleiten kann beim Reiten von großem Vorteil sein, denn: beim Pferd ist dann bereits eine Automatisierung eingetreten (sofern immer das gleiche Kommando in immer der selben Situation gegeben wurde) wie z.B.: "Halt" heißt stehen. Ob beim von der Weide holen, beim Putzen, beim Spazierengehen, beim Longieren oder dann eben beim Reiten: halt ist halt und sonst nix! So eingesetzt ist die Stimme eine echte Unterstützung.



Der Weg
Ich halte nichts von Schönrederei, Augenwischerei und Bauchnabelbepinselung: Der Weg ist nicht leicht zu gehen, oft steinig und so manches "Gebirge" wartet auf uns. Und doch: Jeder einzelne Schritt lohnt sich! Wobei ich ganz deutlich sagen muß: das größte Hindernis ist der Mensch selbst. Denn sich von alten Gewohnheiten, über Jahre gefestigtem Verhalten abzuweichen ist ohne Frage nicht leicht. Vor allem dann, wenn "Kontrolle" fehlt. Es ist oft schwer zu verstehen, wie man wann und warum beim Pferd ankommt, welche Informationen verständlich sind und welche das Pferd verwirren. Vor allem zu Beginn, wenn der noch ungeübte Mensch sich seiner Körpersprache noch nicht bewußt ist und zudem unsicher, da man auf keinen Fall einen Fehler machen möchte! Doch Meister wird nur, wer fleißig übt! Darum sage ich immer: lieber einmal nicht 100%ig richtig geübt, als gar nicht! Es dauert immer eine ganze Zeit, bis man in der Lage ist, seine Körpersprache effizient einzusetzen. Und nicht zu vergessen: das Pferd muß all das nicht lernen! Es kennt die Körpersprache! Gut, es wundert sich anfangs evtl. über den "Dialekt", da uns ja einige Signale wie Ohren anlegen oder Schweifschlagen nicht von Gott gegeben sind, aber es versteht sehr wohl! Und ich bitte alle Schüler um Verzeihung, aber ich finde es immer wieder faszinierend, wie das Pferd da steht, sich ganz gepflegt einen grinst während Mensch macht und tut und schier verzweifelt... am "Testing" des geliebten Vierbeiners Aber dieses Verhalten des Pferdes ist keinesfalls als böse oder falsch zu bezeichnen. Es ist nur ein weiterer Schritt auf unserem Weg: Das Pferd lehrt uns dadurch klar zu werden in unseren Informationen, unseren Standpunkt sachlich, eindeutig und konsequent zu vertreten und nicht gleich am ersten "Widerstand" oder Mißerfolg zu scheitern! Ich rate dann immer zu folgendem: nimm es mit Humor! Wie war das mit dem Denken und den größeren Köpfen?
Dieser Lernprozess ist wohl mit Ballett oder echter Kampfkunst zu vergleichen. Es braucht eine gehörige Portion Körperbeherrschung und Selbstkontrolle. Aber: schon kleinste Erfolge führen zu einem selten gekannten, sehr zufriedenen Gefühl: wieder ein kleiner Schritt geschafft! Denn das ist das schöne an der Angelegenheit: man bekommt sofort ein Feedback seitens des Pferdes! Denn Pferde lügen nicht, sie spiegeln uns. Im positiven wie im negativen.
Wie ist das nun im praktischen realisierbar?
Wichtig, elementar sogar, ist die anfängliche Begleitung durch einen Menschen, der diesen Weg bereits gegangen ist, über Erfahrung verfügt gepaart mit Einfühlungsvermögen und Weitsicht. Diese Person dient als "Übersetzer", sagt dem Lernenden, wie er / sie auf das Pferd wirkt, ob die Informationen klar sind, und "übersetzt" anfangs die Informationen, die das Pferd sendet. Dies sollte aber stets sachlich sein, nur begleitend, mit Tipps und Ratschlägen aber nicht grob eingreifend. Das alles muß mit viel Gefühl vor sich gehen. Denn der ganze Weg ist sehr stark von Gefühlen gesteuert. Selbst ein, was diese Arbeit angeht, erfahrener Mensch kann immer wieder neues dazu lernen. Denn jeder Mensch nimmt jedes Pferd anders wahr. Jedes Pferd reagiert bei jedem Menschen anders! Das ist auch der Grund, warum das Pferd bei dem Einen sämtliche Lektionen geht, beim Anderen grad mal mit Mühe und Not geradeaus geht.
Die Menschen sehen uns vor den Kopf, die Pferde schauen uns ins Herz!
Das halte ich nicht für sentimentales Geschwätz! Die Erfahrung hat gezeigt, wieviel Wahrheit daran ist
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Das Ziel
Was ist das Ziel all dieser Anstrengungen, Bemühungen und des nie endenden Lernprozesses?
Eine wirklich partnerschaftliche Beziehung zum Pferd ohne Vermenschlichung. Eine neue Sicht der Dinge und eine neue Einstellung sich selbst gegenüber. In der derzeitigen Ellenbogen-Gesellschaft ist es immer schwerer mit den eigenen "Macken", Ecken und Kanten selbstbewußt durchs Leben zu gehen. Nun, die Pferde können uns hier ein ganzes Stück mehr Lebensqualität geben. Denn ein Pferd interessiert nicht ob man schielt, schiefe Zähne hat, die Fingernägel immer sauber manikürt sind... All diese Äußerlichkeiten haben hier, im Zusammensein mit dem Pferd nichts zu suchen. Sie sind absolut nebensächlich! Durch das Begreifen und Erfahren der eigenen Stärken wird es ungleich leichter, diese gesellschaftlichen Zwänge wenn auch nicht ganz abzuschütteln, so doch alles etwas gelassener zu nehmen. Man konzentriert sich wieder auf die wichtigen Dinge des Lebens und der Welt. Der Blickwinkel verschiebt und erweitert sich, man wird sensibler, was die Umwelt angeht.
Diese Entwicklung hört nie auf. Begibt man sich erst einmal ernsthaft auf diese Reise, so endet sie nie! Und das, finde ich, ist wunderbar.


An dieser Stelle möchte ich nun ein Zitat einfügen, von Klaus Ferdinand Hempfling. Denn ich habe noch kein anderes gefunden, das diese Reise so trefflich wiedergibt:

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Es war einmal ein sehr edler Caballero, der sein Leben lang mit Pferden gearbeitet hat. Man sagte über ihn, daß er ein würdiger und bescheidener Mensch war und jeder der ihn reiten sah, war tief beeindruckt von seiner Reitkunst. Als dieser Mann im Alter von 96 Jahren auf dem Sterbebett lag, ließ er seinen Neffen zu sich rufen, um sich von ihm zu verabschieden. Als der Neffe in die Augen des alten Mannes sah, bemerkte er dort zum ersten Mal Tränen. Der Alte nahm die Hand seines Neffen und sagte weich: "Es ist so schade, daß ich gerade jetzt sterben muß!" "Warum?" fragte der Neffe, während er liebevoll die Hand des alten Mannes streichelte. "Für jeden kommt einmal die Zeit, und dein Leben war lang, glücklich und reich!"
"Ja" sagte der alte Mann, "da hast du Recht, aber erst vor ungefähr einer Woche habe ich erst begriffen was es heißt, ein Pferd wirklich zu reiten."


Ich denke dem ist nichts mehr hinzuzufügen





Wer sich weiterbildet, sieht manches plötzlich etwas anders.
Soll heißen:
Einige Aussagen in meinem Buchversuch müssen dringend überarbeitet werden.
Daher: es gibt erstmal keine neuen Auszüge.
Vielen Dank fürs Verständnis!
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